Nachrichten

Hochkirch ist „Landmusikort 2025“


6. Oktober 2025

Die Gemeinde Hochkirch ist offiziell mit dem Titel „Landmusikort 2025“ ausgezeichnet worden. Der Preis wird vom Deutschen Musikrat und dem Bundesmusikverband Chor & Orchester verliehen, um außergewöhnliches Engagement für Musik im ländlichen Raum zu würdigen.

Hochkirch erhielt den 3. Bundespreis, dotiert mit 6.000 Euro für seine lebendige und vielseitige Amateurmusikszene. Begründet wurde die Entscheidung mit der musikalischen Vielfalt in Hochkirch, von Chor- und Kirchenmusik bis hin zu Klavierkonzerten. Mit dem Preisgeld sollen Musikinstrumente, Technik und Projekte für Kinder- und Jugendchöre gefördert werden.

Die offizielle Übergabe der Auszeichnung fand am 21. September 2025 im Rahmen eines Erntedankgottesdienstes in der Ev.-Luth. Kirche in Hochkirch statt.

Weitere Informationen erhalten Sie hier.

Impressionen der Preisverleihung:

Ein Bericht von Kirchenmusikerin Elke Groß, Hochkirch:

Die Gemeinde Hochkirch erhielt vom Deutschen Musikrat (DMR) und dem Bundesmusikverband Chor & Orchester (BMCO) die Auszeichnung Landmusikort 2025. Das Förderprogramm Landmusikort wird im Rahmen des Amateurmusikfonds des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien umgesetzt. Die Gemeinde Hochkirch in Sachsen wurde von den Juroren und Jurorinnen mit dem dritten Bundespreis zum „Landmusikort des Jahres 2025“ ausgezeichnet.

Wie kam es zu der Bewerbung um den Landmusikort 2025?

Als ich die Kirchgemeinde Hochkirch kennenlernte, gab es weder eine Kantorenstelle noch einen Kinderchor. Ich übernahm von meiner Vorgängerin die Leitung der Kantorei auf Honorarbasis. Und dann kam das Jahr 2020 und es wurde still. Für die Kinder gab es bald kein kirchliches Angebot mehr. Im Herbst 2021 luden wir zum „Christenlehre-Ersatz“ ein, ich bat darum: „Lasst mich mit den Kindern singen!“ Es kamen spontan 12 Kinder zusammen mit einer riesengroßen Begeisterung für das Singen! Musik und frohe Gemeinschaft erleben, das hat allen so gutgetan! Wir mussten zwar bald wieder pausieren, aber danach waren alle wieder da. Und es wurden mehr! Recht schnell konnten wir in zwei Gruppen singen. Während die Kinder im Grundschulalter schon ein erstes Musical einstudierten, waren wir mit den Jüngsten in großer fröhlicher Runde gemeinsam mit Eltern oder Großeltern singend beieinander. Den Kirchenraum lernten die Kinder bald kennen, das Singen mit großem Abstand ging dort am besten. Und dass wir Gottesdienste gestalten, war von Anfang an klar. Jedoch nicht nur das: wir leben in einer Dorfgemeinschaft und bereicherten auch hier schon viele Veranstaltungen mit unserer Musik. Seniorenweihnachtsfeiern, Auftritte zum Weihnachtsmarkt oder im Schloss Kuppritz, zum kommunalen Neujahrsempfang oder auf dem Drachenfest, wir waren und sind fleißig unterwegs.

Inzwischen singen im Kirchgemeindehaus jede Woche über 40 Kinder und Jugendliche in drei Altersgruppen, eine davon als musikalisches Angebot in Kooperation von Grundschule und Kinderchor.

Bewerbung zum Landmusikort

Nun gab es also Kinderchöre in Hochkirch, jedoch keine finanziellen Mittel. Wir waren vollständig auf Spenden angewiesen. Einen Lichtblick gab es 2024, mit Hilfe des Vakanzfonds der EVLKS wurde für mich eine befristete Anstellung als Kirchenmusikerin ermöglicht. Endlich konnte ich meine Energie in viel größerem Umfang in die kirchgemeindliche Arbeit investieren. Jedoch fehlten immer noch Liederbücher, Orff-Instrumente, ein E-Piano und technisches Equipment für die Auftritte. Nachdem 2022 ein Antrag auf Leader-Mittel Erfolg hatte und erste kleinere Anschaffungen möglich wurden, setzte sich eine Mutter von Kinderchorkindern in die Spur und brachte nun die Bewerbung zum Landmusikort 2025 auf den Weg. In Hochkirch musizieren außer der Kantorei, den Kinderchören und dem Posaunenchor auch noch einige weitere Ensembles und es gibt immer wieder musikalische Höhepunkte. Die musikalische Förderung von Kindern und Jugendlichen war jedoch das Herzstück der Bewerbung. Das wurde von der Jury gesehen und Hochkirch mit dem 3. Preis als Landmusikort 2025 ausgezeichnet.  Dafür sind wir außerordentlich dankbar und freuen uns über ein Preisgeld in Höhe von 6000 EUR. Davon können Instrumente und Technik angeschafft werden und es wird am 3. Oktober 2026 ein Projekt geben, welches Amateur- und Profimusik verbindet.

Überreicht wurde der Preis durch den Präsidenten des Sächsischen Musikrats Herrn Prof. Milko Kersten zum Erntedankgottesdienst am 21.09.2025 in Hochkirch:

„…Die Initiative (mit all den folgenden Antragsmühen) zur Bewerbung kam aus dem Kinderchor der Gemeinde und die Jury hat genau dieser Punkt besonders angesprochen.  – Ich könnte mir vorstellen, dass es im Ort Stimmen gab, die sich gefragt haben, warum ausgerechnet der Kinder- und Jugendchor im Zentrum der Auszeichnung steht. Ich möchte sagen: Das ist gut, klug und richtig so.

Denn diese Generation hat in den Jahren der Pandemiekrise besonders gelitten: Schulschließungen, Isolation, fehlende Auftrittsmöglichkeiten – all das hat Kindern und Jugendlichen unsäglich viel abverlangt. Wir Erwachsenen sind dieser Generation etwas schuldig. Wir schulden ihnen Räume, in denen sie ihre Stimme wiederfinden, Gemeinschaft erfahren und Mut schöpfen können…

Ihr Einsatz hier in Hochkirch beweist eindrucksvoll, dass kulturelle Qualität keine Frage der geografischen Größe ist. Sie zeigen, dass auch eine kleinere Gemeinde Strahlkraft entwickeln und Impulse geben kann – für die Region, für Sachsen und nun, durch den Preis, auch weit darüber hinaus.“

Aus meinem Erleben der vergangenen vier Jahre heraus bekommen die singenden Kinder in der Gemeinde eine immer größer werdende Bedeutung. Lieder können einfache, kindgerechte Botschaften über Dankbarkeit, Vertrauen, Hoffnung und Liebe vermitteln. Kurze Gebets- oder Dankbarkeitsmomente vor oder nach dem Singen geben Kindern Orientierung und Ruhe. Es hilft ihnen, Gottesnähe als positive Erfahrung zu verankern. Kinder tragen ihre Erfahrung in die Familien. Die Familien werden über die singenden Kinder in das Gemeindeleben hineingenommen. Kirche wird mit Leben gefüllt, erlebbar.

Ein weiterer Aspekt im ländlichen Raum sind die weiten Wege, um Kindern außerschulische musikalische Bildung zuteilwerden zu lassen. Das stellt Eltern oftmals vor große Herausforderungen. Glücklicherweise gab es in Hochkirch eine große Offenheit der Grundschule vor Ort, einen Versuch der Kooperation zu starten. Die Teilnehmenden am Ganztagsangebot Chor kommen direkt von der Schule und bilden mit den Kindern der Kirchgemeinde eine gemeinsame Chorgruppe. 

Ich habe Eltern und Kinder gefragt, was ihnen der Kinder- bzw. Jugendchor bedeutet:

Ein Vater: „Musik fördert die Konzentration und Kreativität unserer Kinder. Hierfür reicht eine Musikstunde in der Schule nicht aus. Wir sind froh, dass wir so ein musikalisches Angebot für kleine und große Kinder in Hochkirch haben.“

Eine Mutter: „Meine Kinder haben Freude an der Musik und am Singen. Sie lernen, Töne zu erlauschen und nachzusingen. Außerdem ist es schön, dass sie die Kinder aus dem Ort und der Kirchgemeinde kennenlernen.“

Antonia, 3J.: „Die schönen Lieder und dass alle Kinder zusammen sind.“

Emira, 4 J.: „Ich mag den Start und das Ende mit dem Gebet.“

Lena, 12 J.: „Ich liebe es, in der Chorgemeinschaft zu singen und immer wieder Neues zu lernen.“

Clara, 13 J.: „Es ist lustig! Das Theaterspielen bei den Musicals ist das Beste.“

„Kinder sind ein Segen, sind Hoffnung für das Leben, Kinder sind ein Segen und Zukunft für die Welt.“ Dieses Lied (Text: Hans-Jürgen Netz, Musik: Peter Hamburger) war eins der ersten, welches die Hochkircher Kinder gemeinsam gesungen haben.

Der Kinderchortag ist für mich mit Abstand der anstrengendste Tag der ganzen Woche. Jede Gruppe hat ihre eigene Dynamik mit vielen musikalischen sowie außermusikalischen pädagogischen Herausforderungen während einer Probe. In der Woche dazwischen braucht es dann Zeit für Vor- und Nachbereitung, kreative Phasen, das Schreiben passender Noten, aber auch Kommunikation mit den Eltern usw. Und dennoch: was für ein Privileg, mit Kindern und Jugendlichen gemeinsam auf dem Weg zu sein! Und welch eine Chance für die Kirche der Zukunft!

Kirchenzukunft ohne singende Kinder – für mich unvorstellbar.

Das Förderprogramm Landmusikort wird im Rahmen des Amateurmusikfonds des Bundesbeauftragten für Kultur und Medien umgesetzt. Es fördert herausragende, innovative Musikprojekte und das ehrenamtliche Engagement in ländlichen Gebieten. Ausgezeichnet wurden besondere musikalische Aktivitäten, die einen Vorbildcharakter haben und somit zur Sichtbarmachung und Vernetzung von Musikgeschehen beitragen. Die Ausgezeichneten erhalten das Gütesiegel „Landmusikort des Jahres“ als Plakette, um bundes- und landesweit für das besondere Engagement sichtbar zu sein. Bewerben konnten sich nur Orte mit maximal 12.000 Einwohnern und Einwohnerinnen, die dem sogenannten Thünen-Typ „eher ländlich“ oder „sehr ländlich“ entsprechen. Insgesamt hat die Jury 13 Kommunen ausgezeichnet. Vergeben wurden drei Bundespreise: 1. Preis: Freyung (Bayern), 2. Preis: Forst (Baden-Württemberg), 3. Preis:  Hochkirch (Sachsen). 

Preis Landmusikort 2025 Hochkirch Foto: Claudia Hottas
Preis Landmusikort 2025 Hochkirch Foto: Claudia Hottas