Sonderpostwertzeichen „500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“
24. Januar 2024
Das Bundesministerium der Finanzen hat im Januar 2024 das Sonderpostwertzeichen „500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“ herausgegeben. „Zur Jahreswende 1523/24 erschien in Nürnberg der sogenannte ‚Achtliederdruck‘, ein Heft mit acht Liedern der frühen Wittenberger Reformationsbewegung, darunter vier Lieder von Martin Luther selbst. Dieses Heft gilt als Prototyp des Evangelischen Gesangbuchs. Neben der Lutherbibel wurde es als liturgisches ‚Rollenbuch‘ der in der Muttersprache singenden Gottesdienstgemeinde zum wirkmächtigsten Medium evangelischer Lehre und Frömmigkeit.
Noch zu Luthers Lebzeiten und unter seiner Aufsicht erschien eine Reihe weiterer Gesangbücher mit programmatischen Vorreden. Da sich die evangelische Kirche in Deutschland institutionell an die äußerst vielfältige staatliche Gliederung anlehnte, brachten die folgenden Jahrhunderte eine schier unübersehbare Fülle an regionalen Gesangbüchern hervor. Darunter repräsentieren einzelne die Epoche, der sie angehören, z. B. im 17. Jahrhundert die ‚Praxis pietatis melica‘ von Johann Crüger, in dem Paul Gerhardts Lieder erschienen, und im frühen 18. Jahrhundert das Gesangbuch des Hallischen Pietismus von Johann Anastasius Freylinghausen. In den von Calvin geprägten ‚reformierten‘ Gebieten bildete der ‚Genfer Psalter‘, die volkssprachige, mit feststehenden Melodien verbundene Reimfassung der biblischen Psalmen, den Grundbestand des Gemeindegesangs. Und auch die römisch-katholische Kirche wurde noch im 16. Jahrhundert von der Gesangbuch-Dynamik erfasst.
Beide Großkirchen schufen im 20. Jahrhundert Einheitsgesangbücher (Evangelisches Kirchengesangbuch 1950; Gotteslob 1975, Neuausgabe 2013; Evangelisches Gesangbuch 1993, Neuausgabe voraussichtlich 2027/28). In Regionalanhängen bzw. Eigenteilen bewahren sie aber das Sondergut der Landeskirchen und Diözesen.
Bis heute sind die Gesangbücher, zu denen neben den zahlreichen Ergänzungsheften auch die Liederbücher der Kirchen-, Katholiken- und Ökumenischen Kirchentage sowie die freikirchlichen Gesangbücher gehören, elementare Medien christlicher Glaubenspraxis, mit immer neuen Mixturen von Kontinuität und Innovation.“
(Text: Dr. Martin Evang. Union Evangelischer Kirchen in der EKD (UEK), Hannover)
Die Gestaltung des Postwertzeichens und der Ersttagsstempel stammen von Luzia Hein aus Hamburg. Die Briefmarke hat einen Wert von 100 Cent und ist seit dem 4. Januar 2024 in den Verkaufsstellen der Deutschen Post AG erhältlich.
Quelle: Pressemitteilung Bundesfinanzministerium – Sonderpostwertzeichen „500 Jahre Evangelisches Gesangbuch“
weitere Informationen zum Gesangbuchprozess unter Arbeitsstelle Kirchenmusik der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens Gesangbuch 2027 (kirchenmusik-sachsen.de)